17. September 2008 Die Insolvenz der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers kostet die bundeseigene KfW-Bankengruppe vermutlich einen dreistelligen Millionenbetrag. Die KfW bestätigte gegenüber der F.A.Z. am Dienstag ein Engagement mit Lehman „im mittleren dreistelligen Millionenbereich“. Noch am Montag, als die bevorstehende Insolvenz erwartet worden war, hatte die KfW 300 Millionen Euro an Lehman überwiesen. Es habe „eine fehlerhaft ausgelöste Swap-Zahlung am Montag“ gegeben, „deren Umstände durch die Innenrevision geprüft werden“, sagte ein KfW-Sprecher dieser Zeitung. Am Montag war in allen deutschen Medien bereits ausführlich über die existenzbedrohende Schieflage und den erwarteten Zusammenbruch des viertgrößten amerikanischen Investmenthauses berichtet worden.
In informierten Kreisen wurde darüber spekuliert, dass die KfW-Gruppe, die Milliarden bei der Rettung der IKB-Bank verloren hatte, nun 2009 einen Verlust ausweisen werde. Der KfW-Sprecher sagte, die Turbulenzen um den Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank träfen auch die KfW. Sie habe mit Lehman bei Wertpapieren und Finanzmarkttermingeschäften (Swaps) zusammengearbeitet.
Gerüchteweise sind auch Landesbanken betroffen
„Die KfW hat ihr Engagement bei Lehman in den vergangenen Monaten systematisch reduziert. Insgesamt liegt das Engagement der KfW mit Lehman im mittleren dreistelligen Millionenbereich.“ Der zu erwartende Vorsorgebedarf könne noch nicht beziffert werden, sagte der KfW-Sprecher. Er sei sei abhängig von der Konkursquote. „Mögliche Ausfälle hieraus sind für die KfW absolut verkraftbar, die Förderfähigkeit ist nicht gefährdet“, sagte er. Aufgabe der Staatsbank ist unter anderem die Vergabe zinsverbilligter Kredite zur Sanierung von Gebäuden oder zur Unterstützung des Mittelstandes.
Von der Lehman-Krise sind gerüchteweise auch Landesbanken betroffen, die in dreistelliger Millionenhöhe von Lehman ausgegebene Anleihen gekauft haben sollen. Am Markt wird erwartet, dass 60 Prozent der Forderungen hinfällig sind. In den Kreisen hieß es, bei den betroffenen Banken handle es sich um solche, die auch bisher von der Finanzmarktkrise überproportional betroffen seien.
Die Folgen des Lehman-Zusammenbruchs werden auch in der Sitzung des Verwaltungsrats der KfW-Bank an diesem Donnerstag ein Thema sein. Er wurde am Dienstagabend über die neuen Entwicklungen informiert. Eigentliches Thema der Sitzung sollte der abschließende Verkauf der IKB-Bank sein. Dieser hat den deutschen Steuerzahler direkt und indirekt 9,2 Milliarden Euro gekostet.