Bushs ungedeckter Scheck
Die Anordnung von US-Präsident George W. Bush am 13. August an die Kriegsmarine seines Landes, humanitäre Güter in georgische Häfen zu bringen, ist zu einem PR-Desaster für Washington geworden. Bereits am 14.August hatten laut Wall Street Journal Offiziere der US-Navy gegen die Order Bedenken angemeldet. Nicht etwa, weil sie diesen Entschluß des Präsidenten als abenteuerlich oder provokativ gegenüber Rußland empfunden hätten, dessen Schwarzmeerflotte vor den georgischen Häfen patrouillierte, um Waffenlieferungen für den Aggressor zu unterbinden. Vielmehr befürchteten die Marinevertreter Komplikationen mit der Türkei und einen diplomatischen Flop für die USA. Denn auf Grund der Konvention von Montreux, ein aus dem Jahre 1936 datierter, internationaler Vertrag, war klar, daß die Türkei die viel zu kurzfristig angemeldete Passage der US-Schiffe durch den Bosporus verbieten mußte.
In einem für ihn typischen Fernsehauftritt hatte der georgische Präsident Michail Saakaschwili ungeachtet der Fakten jubiliert, jetzt werde die US-Kriegsmarine zu Hilfe kommen und die Kontrolle über die georgischen Häfen übernehmen. Das Pentagon beeilte sich daraufhin, durch seinen Sprecher Geoff Morrell erklären zu lassen, daß man zum Zweck der Entladung humanitärer Hilfe »nicht die Kontrolle über die Häfen zu übernehmen« brauche und man auch keine diesbezüglichen Absichten habe.
Laut türkischen Medienberichten werden die US-Kriegsschiffe aber gar nicht erst bis Georgien kommen. Um nicht das Gesicht zu verlieren und keine Spannungen mit Ankara zu provozieren, habe Washington auf einen Antrag auf die Passage durch den Bosporus verzichtet – wohl wissend, daß die Türkei keine andere Wahl hat, als ihn unter den gegebenen Bedingungen abzulehnen. »Präsident Bush hat den Georgiern einen Scheck ausgestellt, ohne zu wissen, was er auf seinem Konto hat«, mokierte sich daher ein Mitarbeiter der Bush-Regierung in der US-Presse.